Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Urlaub im Lockdown. Wer nicht das Glück hatte, alle Urlaubstage dieses Jahres in den Sommer zu legen, der machte oder macht mit hoher Wahrscheinlichkeit genau dann Pause, wenn alles andere auch Pause macht. Reisewarnungen hier und da, Theater, Museen und Konzertsäle zu und zu allem Übel jetzt auch noch sämtliche Geschäfte dicht, in denen man den Frust wegshoppen könnte. Der Mensch, er soll jetzt gerade eigentlich gar nichts machen, außer brav in seiner Wohnung zu sitzen. Auch dann, wenn er eben Urlaub hat und ganz viel machen möchte, was er sonst nicht machen kann.
Ein bisschen hilft der Gedanke daran, dass auch das Klima mit uns kurz Pause macht und aufatmen kann in einer Zeit, in der ganze Volkswirtschaften in Teilen still stehen und kaum ein Flugzeug mehr den Himmel kreuzt. In Indien stieg die Luftqualität - man konnte erstmals seit Jahren sogar wieder bis ins Himalaya-Gebirge blicken. Und in Venedig, dem von Touristen fast schon terrorisierten Städtchen in Norditalien, waren, als denn Touristen und Schiffsverkehr ausblieben, die Flüsse auf einmal so klar, dass man Fische darin sehen konnte.
Ein schwacher Trost, das Reisen fehlt uns, auch, weil daran oft mehr hängt als ein Urlaub. Große Pläne, Abenteuer, Vorfreude - alles geplatzt in diesem Jahr, alles wohl nur mit Einschränkungen möglich im nächsten. Wie also macht man Urlaub, wenn man nicht reisen soll?
Der Schriftsteller Clemens Meyer besucht Buchhandlungen, “geistige Tankstellen” nannte der Berliner Kultursenator Klaus Lederer sie. Und weil das geistige Tanken so wichtig ist, bleiben Buchhandlungen in Berlin auch während des Lockdowns geöffnet. In Sachsen leider nicht. Deshalb haben Sie sich hoffentlich schon eingedeckt, wie man das auch ohne Corona vor den Weihnachtsfeiertagen stets tun sollte. Darüber hinaus hier noch ein Tipp: Sollten Sie einen Instagram-Account besitzen, durchstöbern Sie einfach mal die Hashtags #buchtipps oder #lesetipps. Hier teilen vom Influencer bis zum ganz Normalsterblichen Buchliebhaber ihre Leseempfehlungen. Es ist viel Mist dabei, aber manchmal doch auch ein Schätzchen.
Ich wünsche Ihnen einen entspannten und besinnlichen vierten Advent.
Ihre Julia Grass